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Rundschleifen mit der Drehmaschine - Druckversion

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Rundschleifen mit der Drehmaschine - Minitech - 02.04.2010

Nachdem hier im Forum einige Supportschleifer gezeigt wurden, habe ich mir heute auch einen Halter für einen kleinen Proxxon gebaut.
Auf der 2,35 mm Welle befindet sich ein 20 mm Schleifrad.
Die Drehzahl liegt bei etwa 15.000 U/min.

Gemessen an der 2,35 mm Welle ist die restliche Konstruktion ausreichend steif.

Trotzdem ist das Schleifergebnis auch bei einer Zustellung von max. 0,5 hundertstel Millimetern weit weg von gut.

Ein Schleifversuch an einem Stück C45 ergab eine maßhaltige- aber raue, schartige Oberfläche.

Gleiches Ergebnis bei anderen Schleifrädern und Aufnahmen, kleineren Schleifstiften, anderen Drehzahlen und anderer Drehrichtung (Gegenlauf).

Was mache ich da falsch?
Oder wie machen es diejenigen, bei denen es funktioniert?


Grüße

Herbert

   


RE: Rundschleifen mit der Drehmaschine - Edwin - 02.04.2010

Hallo Herbert,

das problem mit der rauen Oberfläche kenne ich und hat nach meinen Erfahrungen zwei Ursachen.
Die eine ligt am Schleifer und seinem Kunstoffgehäuse mit dem langen Überhang selbs. Dadurch schwingt und vibriert der Schleifer bei hohen Drehzahlen.
Das Zweite sind die Schleifsteine.
Wenn Du da ein wenig probierst könntest Du das Problem lösen
Für feinsten Abtrag und schöne Oberflächen benutze ich die blauen Gummischeiben.

Gruß Edwin


RE: Rundschleifen mit der Drehmaschine - Minitech - 02.04.2010

Hallo Edwin,

die Halterung ist relativ stabil. Da vibriert nichts, jedenfalls nicht wahrnehmbar.

Die blauen Scheiben habe ich schon probiert.
Die Oberflächen werden tatsächlich besser. Allerdings sind die Scheiben weich und wohl eher zum Polieren gedacht.
Wirklich maßhaltige Oberflächen ergeben sich damit nicht. Möglicherweise verformt sich die Scheibe und nimmt mal Material ab und mal nicht.

Vielleicht liegt es auch am Abrichten der harten Minischeibe.
Wie macht man das bei 20 mm Durchmesser?

Ist es überhaupt sinnvoll, so etwas mit einem 2,35 mm Schaft zu versuchen, oder funktioniert das erst mit deutlich stabileren Schleifeinsätzen, etwa mit 5 mm Schaft?


Grüße

Herbert


RE: Rundschleifen mit der Drehmaschine - Edwin - 02.04.2010

Hallo Herbert,

abrichten tue ich die Scheiben mit einem kleinen Diamantabrichter. Das war eine sinnvolle Anschaffung fürs Leben.
Das Vibriren der Maschine kannst Du nicht optisch erkennen, da es ja im HF- Bereich ist. Ich habe einen Halter aus Stahl. Der ist stabil, aber die Maschine nicht.
Es gibt ach noch andere Scheiben von Proxxon, Dremel und anderen Herstellern. Probier doch einfach mal ein wenig herum, welche Scheibe für welches Material am besten ist. Teilweise macht es auch Sinn naß zu schleifen, besonders bei Alu oder Messing 63. Die Scheiben setzen sich sonst sofort zu.
Wenn ich gute Oberflächen brauche, wobei ich meistens Innenwandungen habe, dann arbeite ich mich grob vor, werde dann feiner bei geringerer Zustellung und mache den Letzten Abtrag mit den blauen Gummischeiben bei ganz geringer Zustellung und vielen Wiederholungen. Die Gummischeiben nehmen dabei nur sehr wenig Material ab. So habe ich schon H7 Passungen hergestellt, oder mir hochpräzise Kanonenbohrer mit geringem Untermaß aus Silberstahl geschliffen.

Gruß Edwin


RE: Rundschleifen mit der Drehmaschine - Hartmut - 02.04.2010

Minitech schrieb:Nachdem hier im Forum einige Supportschleifer gezeigt wurden, habe ich mir heute auch einen Halter für einen kleinen Proxxon gebaut.
Auf der 2,35 mm Welle befindet sich ein 20 mm Schleifrad.
Die Drehzahl liegt bei etwa 15.000 U/min.

Gemessen an der 2,35 mm Welle ist die restliche Konstruktion ausreichend steif.

Trotzdem ist das Schleifergebnis auch bei einer Zustellung von max. 0,5 hundertstel Millimetern weit weg von gut.

Ein Schleifversuch an einem Stück C45 ergab eine maßhaltige- aber raue, schartige Oberfläche.

Gleiches Ergebnis bei anderen Schleifrädern und Aufnahmen, kleineren Schleifstiften, anderen Drehzahlen und anderer Drehrichtung (Gegenlauf).

Was mache ich da falsch?
Oder wie machen es diejenigen, bei denen es funktioniert?


Grüße

Herbert


[Bild: attachment.php?aid=10520]

Hallo Herbert,

mein Halter den ich mir für die Proxxon gebaut habe, sieht genau so aus wie Deiner,allerdings aus Alu (AlSiMgPb)

Das Schleifergebnis bei C45 Stahl wird wie beim Drehen nie so glatt wie z.B. bei Silberstahl.
Es liegt also nicht zwingend am Schleifkörper, sondern auch am Stahlgefüge. C45 Stahl ist sehr spröde und beim Drehen sehr kurzspanig.

Ich habe mehrmals für meine Projekte Wellen aus C45 gedreht und anschließen versucht sie glatt zu polieren,ich habe es nach dem dritten Vesuch aufgegeben und Silberstahl genommen.
Gruß

Hartmut


RE: Rundschleifen mit der Drehmaschine - capstan - 02.04.2010

Hallo Herbert,

in der Industrie schleift man niemals trocken, sondern mit reichlich Schmierkühlflüssigkeit.
Das gibt zwar reichlich Sauerei, hält aber die Schleifscheibe stets sauber von feinen Materialrückständen und erzeugt somit eine entsprechend saubere und somit glatte Materialoberfläche.
Ohne Kühlschmierung setzen sich kleinste Partickel des zu schleifenden Materials auf der Schleifscheibe fest und erzeugen unerwünschte Unregelmäßigkeiten im Schliffbild.
In der Regel werden gehärtete oder eingesetzte Materialoberflächen geschliffen.
Gehärtetes Material ergibt eine besonders glatte Schleifoberfläche.

Gruß

Bernd


RE: Rundschleifen mit der Drehmaschine - TassKaff - 02.04.2010

Hallo Herbert,

beim Feilen von Alu setzt sich bekanntlich die Feile zu. Um dies zu vermeiden reibe ich die Feile vorher mit Kreide ein. Am Schleifstein hab ich es noch nicht probiert. Aber ein Versuch wäre es wert.

Gruß Peter


RE: Rundschleifen mit der Drehmaschine - Gary - 03.04.2010

Hallo!

Es gibt auch eine Regel zum Schleifen:

Je härter das zu schleifende Material, umso weicher muss der Schleifstein sein und je weicher das zu schleifende Material, umso härter muss der Schleifstein sein.

Gruß Gary


RE: Rundschleifen mit der Drehmaschine - capstan - 03.04.2010

Gary schrieb:Je härter das zu schleifende Material, umso weicher muss der Schleifstein sein und je weicher das zu schleifende Material, umso härter muss der Schleifstein sein.

Hallo Gary,

das ist richtig, nur bezieht sich diese Aussage lediglich auf das Bindemittel der Scheibe, nicht auf das Schleifkorn selbst.

Das Prinzip beruht darauf, entsprechend der Härte des zu schleifenden Materials werden verschieden harte Schleifkörnungen empfohlen (Korund, Edelkorund, Siliciumcarbid).
Bei ungehärtetem Schleifgut ist die Abnutzung des Korns weniger stark, deshalb kann ein weicheres Korn in Kombination mit hartem Bindemittel eingesetzt werden, so daß jedes Korn länger am Schleifprozeß beteiligt ist.
Diese Scheiben bezeichnet man nach dem Bindemittel als hart, obwohl das Schleifkorn "weich" ist.

Für gehärtete Stähle verwendet man Edelkorundscheiben mit einem härteren Korn und weicherem Bindemittel.
Durch den harten Stahl nutzt sich das Korn schneller ab und es werden bedingt durch das weichere Bindemittel schneller neue Schleifkörner freigegeben.

Für Hartmetalle verwendet man Siliciumcarbid- Scheiben.
Durch das sehr weiche Bindemittel ist der Verschleiß der Scheibe entsprechend groß.
Hier werden beim Schleifen sehr viele Schleifkörner verbraucht.

Die Lösung im Hartmetallbereich brachte die Diamantscheibe.
Diamantschleifkörner sind so hart, daß sie aufgrund ihrer hohen Standzeit lediglich in einer dünnen Schicht mittels hartem Bindemittel auf einem Schleifkörper aufgebracht sind.
Die hohe Qualität dieser Scheiben schlägt sich natürlich im Preis nieder.

Gruß

Bernd


RE: Rundschleifen mit der Drehmaschine - TassKaff - 03.04.2010

capstan schrieb:das ist richtig, nur bezieht sich diese Aussage lediglich auf das Bindemittel der Scheibe, nicht auf das Schleifkorn selbst.

Hallo Bernd,

vielen Dank für die ausführliche Erklärung. Das was Gary sagt habe ich auch schon oft gehört, konnte mir das aber irgendwie nicht erklären ( und auch kein anderer).

Jetzt ist alles klar und auch logisch nachvollziehbar. Nochmals dankeschoen

Gruß Peter