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Zettelmeyer Knickgelenk ausgenudelt - Druckversion

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RE: Zettelmeyer Knickgelenk ausgenudelt - Feilspäne - 06.07.2014

Hallo zusammen,

nun denn mal zum Schweißen.

Beim Schweißen müssen die Planflächen rings um die Buchsen, sowie der Bolzen vor Schweißspritzer geschützt werden.

Dieses Zubehör wird zuerst gefertigt.

Diese Blechzuschnitte 2mm Materialstärke habe ich zwecks Aufspanndorn auf 16 mm aufgebohrt.
   

Dann solche Kreisringe angefertigt,
   
   
   



Als nächstes wird ein Schutzrohr für den Bolzen gebraucht. Dieses Rohr bildet gleichzeitig die präzise Distanz zwischen den Laschen, sollte also rechtwinklig geplant zur Mantelfläche sein.

Die Aufspannung ist problematisch, habe keinen großen Rollkörner.

Der ist also zuerst herzustellen.
Dieses Rund D=80 aus der Zauberkiste, einseitig geplant und umgespannt,
   
Lagersitz eingedreht, Scheisse der erste ist mißlungen, also Buchse anfertigen einkleben und neu ausdrehen,
   
diesmal paßt es
   

umgespannt und fertig gedreht.
Ist zwar keine Zentrierspitze (dafür war das Material zu kurz) aber für den Sofortbedarf völlig ok,
   

bei der Herstellung des MK3-Schaftes habe ich leider Bilder machen vergessen. Aber abgeschaut habe ich mir die Verfahrensweise in der Bastelstube nämlich hier


hier dann das neue Werkzeug bei der Arbeit.

Das Rohr habe ich längs überdreht, um die alte Farbe daran loszuwerden,
die wäre lästig beim Schweißen.
   

Somit wäre das Zubehör beisammen.

und das ist der Plan
   
   

Die Schweißkanten habe ich zwischenzeitlich ebenfalls geformt, und hier liegt schon die anzuschweißende Lasche passgenau auf Schutzscheiben und Distanzrohr.
Sehr wichtig: Bei den nun folgenden Heftungen und danach beim Schweißen, darf der Bolzen den Schweißtisch nicht berühren, da dieser und die Büchsen schön blank sind, würde er garantiert die Masse für den Schweißvorgang sehr viel leichter liefern, als der Rest der Konstruktion. Und das würde unweigerlich Funkenüberschläge in den Büchsen bedeuten. Schlimmstenfalls verschweißen, jedenfalls aber ungewollte Rauhigkeiten.
   

Fortsetzung kommt gleich




RE: Zettelmeyer Knickgelenk ausgenudelt - Feilspäne - 06.07.2014

Hallo,

weiter gehts.

Sehr wichtig für ein verzugsfreies Verschweißen von Konstruktionsteilen ist eine durchdachte Fixierung der Einzelteile miteinander.

Die Fixierung sollte auch nach dem fertigen Schweißvorgang bis zum Erkalten der Konstruktion bestehen bleiben.

Denn Schweißgut verzieht sich nicht beim aufwärmen, sondern beim abkühlen.

Die Fixierung sieht so aus
   

und hier ein Blick auf die Schweißkantenformung.
Die Lücke dazwischen ist nicht gewollt, schadet jedoch nicht, sie rührt noch vom Trennschnitt her.
   

Selbsredend habe ich an dieser Stelle auch nochmals einen Bolzengangtest
gemacht....
Alles roger, geht wie geschmiert

Apropo, geschmiert ist zu diesem Zeitpunkt natürlich noch nix. das Fett würde nur unnötigen Gestank verursachen, und schlechterdings auch in die Schweißnaht fließen.

Den Schweißvorgang an sich habe ich etwas sparsam fotografiert, wenig Zeit dafür.
Der Hergang ist folgendermaßen
Drei Heftungen in die Lücke von beiden Seiten (Werkstück immer umgedreht für beste Schweißlage), diese gegenläufig angebracht.

Dann Wurzelnaht durchgehend von einer Seite gelegt,
und gegenläufig die Wurzel auf der anderen Seite. Stromstärke ca 320A: Schutzgas Argomix; Schweißdraht 0,8 mm.

Nun folgt die erste Füllnaht und ohne Verzögerung die Füllnaht auf der Rückseite, wieder gegenläufig ausgeführt.

hier mal ein Foto von diesem Stadium
   

noch eine weitere Füllnaht von jeder Seite und fertig ist die Laube.

Fotos im Eifer des Gefechtes vergessen
hier schon verschliffen.
   


Das Teil ist noch sehr heiß, deshalb bleiben die äußeren Fixierungseisen noch dran, und der Bolzen wird auch noch nicht auf Gängigkeit getestet.

Deshalb jetzt ausgiebige Mittagspause.

Nach etwas mehr als einer Stunde war das Teil immer noch leicht handwarm. Dies sollte für einen kleinen Bolzentest keine Rolle mehr spielen.

Völlige Zufriedenheit machte sich breit, der Bolzen ließ sich zwar nicht mit der Hand herausdrücken, aber ein, zwei trockene Schläge mit Messingdorn und Schlosserhammer brachten in zum Vorschein.
wie man sieht, Distanzrohr und Schutzscheiben sind noch geklemmt.

   

Das letzte Fixierungseisen noch abgeflext,
   

alles sauber verschliffen
   

Die Broncebuchsen habe ich mit dem Fächerschleifer nochmals etwas nachpoliert.
Dadurch ist der Bolzen einwandfrei von Hand ein zu schieben.

Am letzten Samstag haben wir den Radi wieder zusammengebaut.
Dabei kam zutage das der Lenkzylinder auch noch einer kleinen Überarbeitung bedarf.
Die Baustelle nimmt also vorerst noch kein Ende.

Davon berichte ich demnächst.





RE: Zettelmeyer Knickgelenk ausgenudelt - backi480 - 06.07.2014

moin

Danke für den Bericht und die Bilder.

Auch wenn ich selber wohl nie in solch Grössenordnung arbeiten werde
ist es immer interessant wie man "Lösungen" erdenkt ... anwendet .

gruss Meinhard




RE: Zettelmeyer Knickgelenk ausgenudelt - KellerDet - 07.07.2014

Respekt Otti,
bin begeistert von der Ausführung. Die Schweißnaht ist dir wirklich gut gelungen. Hat mich ein wenig an meinen Ausbildungsbetrieb erinnert. Dort wurden ständig irgendwelche Winkel- oder V-Nähte mehrlagig geschweißt. Was will man aber auch anders machen bei Blechen jenseits der 30mm Grenze. Auch die Hilfskonstruktion hat mir wirklich gut gefallen. Weiter So!


RE: Zettelmeyer Knickgelenk ausgenudelt - Feilspäne - 07.07.2014

Hallo Meinhard und Detlev,

vielen Dank für Interesse und Anerkennung.

Letztendlich sind solche Selfmade-Aktionen nichts anderes als sinnvolle Freizeitgestaltung.

Manch Einer sieht das anders - in meiner Freizeit muß ich mich erholen, ausruhen, entspannen oder was erleben - heißt es da.

Viele von denen klagen aber über Schlafstörungen. Könnte es sein, das Sie einfach nicht müde sind?

Erlebt habe ich auch was, nebenbei wieder was dazugelernt.
Aber das Wichtigste jede Menge Erfolgserlebnisse.
Und müde wird man auch davoni, kann schlafen wie ein Grizzly.

Aber letztendlich stecken da auch wirtschaftliche Aspekte dahinter. Die Reparaturkosten in der Fachwerkstatt hätten den Marktwert des Laders weit übertroffen.


RE: Zettelmeyer Knickgelenk ausgenudelt - katerleo - 07.07.2014

Hallo, Otti!

Das war ein traumhaft dokumentierter und spannender Bericht!

Ich gehöre zu den Leuten, für die ein starker Bolzen gerade mal 20 mm Durchmesser hat und etwas 40 mm starkes schon an der Obergrenze der Bearbeitbarkeit liegt. Da tut man sich mit der Vorstellung eines 60 mm starken Bolzens etwas schwer.
Im Augenblick ist das größte Fahrzeug, an dem ich herumschraube, meine Honda - da sind dicke Achsen oder Bolzen 25 mm im Durchmesser...

Deswegen gehört Dir mein Respekt; ich hätte den Radlader in die Werkstätte karren lassen und zähneknirschend horrendes Geld für die Reparatur ablegen müssen.

Grüße, Rudi


RE: Zettelmeyer Knickgelenk ausgenudelt - Feilspäne - 08.07.2014

Hallo Rudi,

vielen Dank für deinen Komentar und das Lob.

(07.07.2014, 23:34)katerleo schrieb: Das war ein traumhaft dokumentierter und spannender Bericht!

Ich gehöre zu den Leuten, für die ein starker Bolzen gerade mal 20 mm Durchmesser hat und etwas 40 mm starkes schon an der Obergrenze der Bearbeitbarkeit liegt. Da tut man sich mit der Vorstellung eines 60 mm starken Bolzens etwas schwer.

Ähnliche Anmerkungen in Bezug auf die Größe der Werkstücke sind in anderen Komentaren zu meinem Bericht schon öfter durchgeklungen.

Aber mal abgesehen davon, daß die Bearbeitungszeit auf diesen Heimwerker-Chinakrachern länger dauert als bei kleinen Werkstücken,
ist die Fertigung mit Blick auf die Toleranzen eigentlich einfacher.
Klar wenn´s verpfuscht wird, wird´s halt teurer. Deshalb heißt das ja auch Lehrgeld. Und dies wird bekanntlich pro kg Murks bezahlt.













RE: Zettelmeyer Knickgelenk ausgenudelt - Feilspäne - 13.07.2014

Zusammenbau und weitere Kleinigkeiten

Hallo Leute,
nun einschwenken auf die Zielgerade

Hier habe ich die Pendelschwinge bereits im Vorderwagen montiert.
   
   

Danach Vorderwagen heranfahren und verbolzen.
Der Kraftheber ist nicht erforderlich weil's schwer her geht, sondern damit der Bolzen gegen Herausfallen gesichert wird, während das Einpressen durch Rütteln am Vorderwagen erleichtert wird.
   


Sieht aus als hätte er wahnsinniges Spiel in der Buchse, ist aber ringsum hochgedrücktes Schmierfett.
   

Fertig und verschraubt
   

Lenkzylinder überarbeiten

   
Das Gelenkauge war defekt und die Aufnahme schon oval ausgeschlagen.
Deshalb abgeflext und das Ersatzteil neu angeschweißt.


Schweißnähte überfräsen
   

Gabelkopf dran
   

Neue Bolzen mit Sicherungslaschen anfertigen und Zylinder einbauen.
   
   

Jetzt steht mein Spielzeug wieder auf eigenen Beinen

   

Gleich gibts noch eine weitere kleine Reparatur.








RE: Zettelmeyer Knickgelenk ausgenudelt - Comaspahn - 13.07.2014

Hallo Otti!

Tolle Arbeit und Klasse Bericht

Gruss Comaspahn



RE: Zettelmeyer Knickgelenk ausgenudelt - Buddymobil - 13.07.2014

Moin Otti,

ich kann nur sagen; Spitzenmäßig gemacht.Respekt