Spannungsarmglühen - Druckversion +- Bastelstube (https://www.bastelstube.wien/forum) +-- Forum: Werkstatt (https://www.bastelstube.wien/forum/forumdisplay.php?fid=3) +--- Forum: Kleine und große Probleme (https://www.bastelstube.wien/forum/forumdisplay.php?fid=72) +--- Thema: Spannungsarmglühen (/showthread.php?tid=6236) |
Spannungsarmglühen - Der_Harry - 19.10.2017 Hallo miteinander, mittlerweile brennt es mir sehr unter den Fingernägel endlich an meiner Fräse weiterzumachen. Nur scheitert es bei mir immer noch an einem Punkt, dem Spannungsarmglühen. Desweiteren bräuchte ich Infos zu Schweißstrategien. Ich habe zwar Erfahrung mit MIG/MAG/WIG und MicroWIG aber so richtig Ahnung davon nicht. Strategien um Verzug zu vermeiden sind meine Defizite. Auch ein Tip zu Fachbüchern würde mir schon helfen. In der CNC-Ecke gab es einen kurzen Anschnitt zu diesem Thema von mir, aber ich werde mein Bauvorhaben nun Exclusiv... hier vorstellen. Vielleicht kennt ja jemand von euch jemanden der die Möglichkeit hat mich bei meinem Vorhaben zu unterstützen. Es geht mir primär um das Glühen der Teile. Der Rahmen der Fräse hat ca. 1200x550mm, vorzugsweise irgendwo in meiner näheren Umgebung, Steiermark, Niederösterreich, Wien, Burgenland... Vielleicht habe ich ja Glück und schaffe es über diesen Weg, jemanden zu finden der Ahnung vom Glühen von Maschinenteilen hat.... ich hab sie nämlich nicht. lg Harry RE: Spannungsarmglühen - LuZ3000 - 29.10.2017 Hallo, da ich vor kurzem eine Vorlesung "Fügetechnik" an der Uni gemacht habe und selbst auch schon seit Jahren bei Projekten schweißen (hauptsächlich MAG) nicht scheue hier mein Senf dazu: Grundsätzlich gilt es, um Verzug zu verringern, Schweißverfahren mit hoher Energiedichte zu verwenden - also nicht Autogen, aber ich denke, dass du das eh nicht vorhast Optimal wäre Laser- oder Elektronenstrahl aber ja - das ist nicht erwähnenswert hier Außerdem sollte man Verzug und Eigenspannungen nicht zu sehr vermischen, denn: schweißt man ein nicht-eingespanntes Bauteil entsteht starker Verzug aber geringe Eigenspannungen. Umgekehrt wird sich ein massives Schweißstück was sehr gut eingespannt ist, wenig verziehen - dafür entstehen Eigenspannungen. Außerdem: ein schon mal stark verzogenes Bauteil wird durch Spannungsarmglühen auch nicht gerade! Es bauen sich eben nur die Eigenspannungen zu einem gewissen Grad ab. Eigenspannungen selbst sind nur kritisch, wenn du das Bauteil - die Schweißnaht - auch so stark belastest, dass dort Eigenspannung+Belastung>Streckgrenze (bzw. Zugfestigkeit) auftritt. Sollte dein Rahmen also eher geringe Belastungen aufnehmen müssen rate ich dir alles so fest in der Position zu verspannen vorm schweißen wie es nur geht. Danach mal alles anpunkten und beim richtigen verschweißen darauf schauen, dass man keine zu langen/großen Nähte auf einmal zieht - also möglichst wenig Wärme einbringen. Immer abwechselnd schweißen, also z.B. bei mehreren T-Stößen nicht alle zuerst links und dann alle rechts sondern jeden für sich links und so schnell wie möglich danach rechts. Das Spannungsarmglühen kann man sich somit und mit den genannten (Belastungs-)Umständen sparen. Am besten nicht unbedingt den Thred http://www.bastelstube.wien/forum/showthread.php?tid=3223 glauben - da steht meiner Meinung nach viel Halbwissen und aus dem Kontext gerissene Absätze drin. Solltest du einen Stahl verwenden mit über 0,22% C (Kohlenstoff), dann sollte man zum Teil auch vorwärmen um die Abkühlgeschwindigkeit zu reduzieren und so die Martensitbildung (hartes, sprödes Gefüge) vermeiden. Bei "normalen Baustählen" trifft das aber eh nicht zu. Grüße, Lukas RE: Spannungsarmglühen - fliegerkind - 29.10.2017 Hallo Harry! Unser Mitglied Stefant aus Wiesmath (ganz in Deiner Gegend) hatte mal für seinen Portalfräsmaschinenbau ein Angebot geholt (600,00 plus Steuer). Vielleicht kann er Dir weiterhelfen, den Beitrag dazu findest Du hier: Portalfräse aus Stahl, Beitrag #34 Im Beitrag #41 erwähnt er auch noch, dass er eine Firma gefunden hat, die ihm die Stahlteile überfräsen kann. Gruß, Heini RE: Spannungsarmglühen - Der_Harry - 30.10.2017 Guten Morgen, danke für die Rückmeldungen. @ Heini, ja, mit Stefant war ich schon einmal kurz in Kontakt, aber zum Glühen habe ich ihn nicht gefragt. Das werde ich in kürze nachholen. Ich weiß ja wirklich nicht ob ein Spannungsarmglühen notwendig ist, bzw. wie stark sich der Rahmen "entspannt" wenn man ihn überfräst oder wenn sich die Maschine über die Jahre entspannt. Ich werde es einfach einmal darauf ankommen lassen und mit dem Portalbalken anfangen, mal sehen was passiert.... lg Harry RE: Spannungsarmglühen - schwarwi - 30.10.2017 Hallo Harry! Unter spannungsfrei glühen versteht man, dass das komplette Werkstück so erhitzt wird, dass die Kristalle zu fließen beginnen und interne Spannungen im Werkszück dadurch verschwinden siehe Wikipedia Das Werkstück behät dabei die Form, die es vor dem Glühen hatte. Ich glaube du meinst aber thermisch richten um Verspannungen bzw. Verzug der durch Schweißen entstehen, zu beheben. Das wird meistens mit einem Schweißbrenner gemacht. Z.B. ein Stahlträger hat sich nach links verzogen, wird auf der gegenüberliegenden Seite - also rechts - keilförmig der Träger glühend gemacht- das Material staucht sich - und nach dem Abkühlen zieht sich das Material wieder zusammen - aber mehr als vor dem Glühen . Das macht man so oft bis der Träger gerade ist. Die Festigkeit der Konstruktion kann unter mehrmaligem Erwärmen leiden oder auch erhöht werden. Verspannung wird durch Gegenverspannung gerichtet. Dafür braucht man sehr viel Erfahrung und Fingerspitzengefühl um mit einem einmaligen Erwärmen das Werkstück zu richten. Hier steht einiges darüber Ich habe vor langer Zeit als Ferialpraktikant Lokomotivrahmen gerichtet und habe von dort meine Erfahrungen. Beim Verschweißen von Teilen kann man Verzug verhindern , in dem man bestimmte Schweißmethoden anwendet, oder den Verzug vor dem Verschweißen so einkalkuliert , dass dann die Teile im richtigen Winkel nach dem Schweißen stehen -- z.b. vor dem Schweißen angenommen 95° nach dem Schweißen 90° bei einseiteiger Verschweißung. RE: Spannungsarmglühen - Der_Harry - 31.10.2017 Hallo Wilfried, Nein, "Flammrichten" meine ich nicht. Tatsächlich geht es mir ums Spannungsarmglühen nach dem Schweißen um bei den darauffolgenden Fräsarbeiten ein "Verziehen" zu vermeiden. Allerdings weiß ich nicht ob es für eine Hobbyfräse nicht komplett übertrieben ist. Wenn ich über die ganze Aufspannfläche eine Genauigkeit von wenigen 1/10 mm erreiche bin ich schon hochzufrieden. Auf einer Bearbeitungsfläche von rund 300x300mm sollte aber dennoch Fräsen eines Lagersitzes möglich sein. Wie gesagt, es handelt sich um reine Hobbyanwendungen. Ich war bis jetzt mit meiner Eigenbaufräse aus Aluminium mit Rundführungen und Trapezspindeln auch mehr als zufrieden, aber nun bräuchte sie ein umfangreicheres Service der Rundführungen sowie Spindeln. Hier möchte ich aber keine Zeit mehr investieren. lg Harry |