miglincit
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Wer misst, misst Mist - Oder?
Wer, wie ich auch, in der Zerspanerbude unterwegs ist, hat vielleicht mitbekommen, dass ich u.A. ein paar zöllige Prüfstifte erstanden hab. Primär dazu, meine zölligen Messschrauben zu prüfen.
Aber: wie kann ich eigentlich sicher sein, dass diese Prüfstifte (und auch die anderen, welche typischerweise bei einer Mikrometerschraube dabei sind) [noch] korrekt sind?
Und es geht weiter mit meinen Erwägungen:
Ich habe auch einen Satz Parallelendmaße welche schon ein wenig in die Jahre gekommen sind, ein paar davon sind z.B. mit Flecken gesegnet - ähnlich meinen eigenen Altersflecken
- Wie kann ich mit Bordmitteln - also eigenen Messmitteln - prüfen ob die angegebenen Werte noch stimmen?
- Oder gibt es in Wien eine Möglichkeit, in so etwas wie einem Prüflabor, private Messmittel kontrollieren zu lassen?
Fragen über Fragen..
Und bitte keine Debatte über den Einsatzzweck, oder darüber, durch vernünftiges Design so genau Maße nicht zu benötigen.
liebe Grüße
Thomas
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 19.02.2024, 10:34 von miglincit.)
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17.02.2024, 21:28 |
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Limbo
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RE: Wer misst, misdt Mist - Oder?
Zuerst eine Vorbemerkung:
Mit Messmitteln misst man Werkstücke, und mit Prüfmitteln überprüft man die Messmittel, auch wenn manche Messmittel "Prüfer" genannt werden, und manchmal auch nur Indikatoren sind.
Prüfmittel werden nie zu anderen Messzwecken eingesetzt, als zur Überprüfung von Messmitteln.
Ein Prüfmittel muss immer eine Genauigkeitsklasse höher sein, als das zu überprüfende Messmittel.
D.h. deine Parallelendmaße müssten noch zuverlässig und eine Güteklasse genauer sein als die Prüfstifte.
Da deine fleckigen Endmaße sicherlich nicht erst kürzlich geprüft wurden, bleibt Dir nur die Überprüfung durch einen Kalibrierdienst, wenn Du nach Norm die Messmittel kalibriert/geprüft haben möchtest. Der Kalibrierdienst muss nicht vor Ort sein, sondern Du kannst die Prüfmittel auch einschicken. Mein offizieller Kalibrierdienst war auch 470Km entfernt.
Ich habe zB. auch einen Satz Bügelmessschrauben mit Prüfmaßen. Die Bügelmesschrauben sind nach diesen Prüfmaßen kalibriert. Außerdem habe ich einen Endmaßkasten, der mein genauestes Maß ist.
An einem verschneiten Wintertag habe ich mich mal hingesetzt, und die vorhandenen, mechanischen Prüf- und Messmittel miteinander verglichen. Dabei habe ich festgestellt, dass die digitalen Messschieber, die mehr als 2,95€ gekostet haben, alle an den Prüfmaßen und Endmaßen die gleichen korrekten Maße anzeigen. Dabei hatte ich die Mess- und Prüfmittel vorher 100min im Raum temperiert, und die Mess/Prüfmittel nur mit Handschuhen angefasst. Bei den Messschiebern differierte das Ergebnis teilweise um +/- 1 Digit, was völlig normal ist. Aber bei mehrfachen Messungen wurde auch bei den 4,95 und 20€ Messschiebern überwiegend das genaue Maß angezeigt.
Meine Bügelmessschrauben habe ich mit den Prüfmaßen neu im Messmittelhandel erworben, und habe, da kaum benutzt, keinen Grund an der Genauigkeit der Prüfmaße zu zweifeln. Hätte ich die Prüfmittel gebraucht gekauft, und wollte sicher sein, dass sie die Toleranzen einhalten, würde ich sie zur Prüfung zum Kalibrierdienst geben. Für meine privaten Zwecke würde ich die zölligen Mess- und Prüfmittel aber mit meinen metrischen Prüfmitteln vergleichen, und das metrische Maß auf Zoll und umgekehrt umrechnen.
Hans
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18.02.2024, 11:55 |
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Limbo
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RE: Wer misst, misdt Mist - Oder?
Gibt es doch auch bei Euch:
Kalibrierdienst
Meiner für elektro-Messgeräte kam aus Schifferstadt und hieß Jörns.
Mit den frisch kalibrierten Geräten habe ich dann die Messgeräte abgeglichen, die nicht zertifiziert sein mussten.
Habe dabei nie Fehler festgestellt, und bevor die Prüfungen Pflicht wurden, ist mir auch nie ein Kran umgefallen, obwohl ich mit nur 3,55mA pro Tonne die Lastbegrenzen einstellen musste. Bei meinen Vorgängern sind aber 2 Kräne mit elektromechanischer Lastbegrenzung umgefallen.
Noch ein Tipp:
Rechne mal beim Kalibrierdienst mit einem Stundensatz von 100€, und die Zeit, die Du für die genaue Messung das Erfassen deiner Messmittel in einer Liste, und das Ausfüllen eines Kalibrierscheins benötigst. Dazu kommen noch die Versandkosten und das Erstellen der Rechnung. Dann fragst Du dich vielleicht, ob ein Neukauf mit Kalibrierung nicht günstiger ausfällt.
Hans
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18.02.2024, 19:55 |
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miglincit
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RE: Wer misst, misdt Mist - Oder?
(18.02.2024, 19:55)Limbo schrieb: Gibt es doch auch bei Euch:
Kalibrierdienst Danke, das hätte ich natürlich auch machen können... Aber ich habe mehr gehofft es gibt jemanden mit einer Empfehlung oder sogar einen Kontakt..
(18.02.2024, 19:55)Limbo schrieb: Noch ein Tipp:
Rechne mal beim Kalibrierdienst mit einem Stundensatz von 100€, und die Zeit, die Du für die genaue Messung das Erfassen deiner Messmittel in einer Liste, und das Ausfüllen eines Kalibrierscheins benötigst. Dazu kommen noch die Versandkosten und das Erstellen der Rechnung. Dann fragst Du dich vielleicht, ob ein Neukauf mit Kalibrierung nicht günstiger ausfällt. Das ist natürlich auch eine Überlegung wert, ich würde aber eher nicht dazu tendieren, meine Sachen zu entsorgen und neu nachzukaufen.
Allenfalls ein paar Stücke (3-4 Parallelendmaße in geeigneter Stückelung?), von denen aus die Messgeräte prüfen und damit dann die anderen alten Maße?!
liebe Grüße
Thomas
PS: im speziellen geht es mir auch darum, einem Winkel zu vertrauen, welcher per Sinuslineal eingerichtet wird und auf Parallelendmaße aufbaut.
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19.02.2024, 09:18 |
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Limbo
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RE: Wer misst, misdt Mist - Oder?
(19.02.2024, 09:18)miglincit schrieb: 1. Danke, das hätte ich natürlich auch machen können...
2. Das ist natürlich auch eine Überlegung wert, ich würde aber eher nicht dazu tendieren, meine Sachen zu entsorgen und neu nachzukaufen.
Allenfalls ein paar Stücke (3-4 Parallelendmaße in geeigneter Stückelung?), von denen aus die Messgeräte prüfen und damit dann die anderen alten Maße?!
3. PS: im speziellen geht es mir auch darum, einem Winkel zu vertrauen, welcher per Sinuslineal eingerichtet wird und auf Parallelendmaße aufbaut.
1. Da weis ich nicht, wie gut Du im Thema Kalibrierung bist.
2. Das tue ich auch ungern.
Als die Zertifizierung ISO 9000 bei uns eingeführt wurde, haben wir überlegt, welche Messgeräte denn zuverlässig kalibriert sein müssen, und wo wir auf eine Kalibrierung verzichten können. Dabei haben wir dann die Grenze gezogen, wo eine genaue Messung für uns ein rechtssicherer Nachweis sein muss. Eine Isolationsmessung an einer Elektroanlage muss rechtssicher sein, und die Messung der Säuredichte einer Starterbatterie eben nicht.
3. Wenn Du den Stundensatz des Kalibrierdienstes verdoppelst, bekommst Du für das Geld eine digitale Bügelmessschraube mit 3 Nachkommastellen. Legst Du dir diese Bügelmessschraube in den Schrank und verwendest sie nur um deine Messmittel zu überprüfen, solltest Du deine Messmittel für eine kleine 1-Mann Werkstatt genau genug überwachen können.
Wichtig ist dabei, dass Du die Messmittel eindeutig kennzeichnest, die Messergebnisse in ein Formular einträgst, und über die Kalibrierungen eine Liste führst. So hast Du den Nachweis, dass und wann die Kalibrierungen ausgeführt wurden, und wie die Ergebnisse ausgefallen sind.
Analog dazu habe ich auch elektrische Anlagen, Messgeräte und andere Fristenarbeiten protokolliert.
Aber "Vorsicht" wenn Du das Formular am PC ausfüllst, musst Du immer ein leeres (Muster)Formular benutzen, und niemals einfach das vorherige Formular mit Aktualisierungen versehen benutzen. Da ist die Gefahr, eine Spalte zu übersehen, und ein fehlerhaftes Protokoll abzulegen viel zu groß, und ein fehlerhaftes Protokoll zerstört deine Glaubwürdigkeit.
Zur Kalibrierung meiner eigenen elektro/elektonischen Messgeräte verwende ich ein Brymen BM869s Multimeter mit 6-stelligem Display.
Sinn der eigenen Kalibrierung ist den überwachten Zustand meiner Messgeräte zu dokumentieren, und nicht irgendwelche Zertifikate zu fälschen. Deshalb tragen die Aufkleber auf den Geräten nicht die DKD-K Nr. eine Kalibrierdienstes, sondern meinen eigenen Namen.
Muster für Kalibrierscheine findest Du im Web.
Hans
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19.02.2024, 12:38 |
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Limbo
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12.05.2024, 22:44 |
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