Guten Abend liebe Foristi
könnte mir Holzwurm einer sagen, ob stranggepresste Aluprofile
vor dem Eloxieren auch noch spanend bearbeitet werden. Sind die
so masshaltig, daß sie als Führungsschienen ihre direkte Verwendung
finden können?
Speziell meine ich Systemschienen wie von Festo und anderen ange-
boten werden. Die Aluschienen aus denen sich mancher Könner hier
seine CNC- Fräse gebaut hat, sind die auch nur stranggepresst oder
werden die nachgearbeitet? Welche Toleranzen haben solche Profile?

Viele Fragen zugleich, bin mir aber fast sicher, das mir geholfen wird.
Liebe Grüsse aus Köln, Harald

Hallo, im Normalfalle sind stranggepresste Aluprofile schon recht maßhaltig auch wenn ich mich darauf nicht verlassen würde. Es sind halt "nur" Halbzeuge die noch bearbeitet werden müssen/sollen. Bei meinem Aluprofil Breite 200mm x Stärke 15mm ist das Profil gewölbt, sprich wenn man ein Haarwinkel über die Breite Seite legen würde könnte man 1,2mm unterlegen. Wenn du es genau haben willst nimm Item Profile die haben schon eine sehr hohe Genauigkeit und die gibts in verschiedenen Dimensionen. Alternativ gibt es fertig gefräste Profile. Welchen Verwendungszweck haben die denn? Ist alles eine Kosten sache

Lg Stefan

Hallo jetzt melde ich mich auch mal, denn das ist genau der Bereich in dem ich tätig bin.Die Tolerazen von strangpressprofilen sind relativ gering, ich habe selber zum beispiel ein Schiebetor, und eine Werkbank aus solchen Profilen gebaut. Also für meine Anprüche von der Genauigkeit war das allemal
ausreichend. LG Sanchez

Vielen Dank Stefan, herzlichen Dank Sanchez
mich interessiert welche Verformung nach dem Pressvorgang noch
mit dem Profil erfolgen. Denke es wird gestreckt und temperiert?
Kommt es danach noch zu Längenverformungen und in welchem
Umfang? Habe eine ca. 30 Jahre alte Führungsschiene von Holzer
mal auf den Kreuztisch gespannt und mit einem Kegel abgefahren, die
maximale Abweichung war im Bereich von 0.05 -0.08 mm auf 600mm.
Eine 10 Jahre jüngere Schiene hat aber Abweichungen bis zu 0.2mm.
Die jüngere Schiene habe ich aber fast nicht benützt, in der Ecke mehr
vergessen kann man sagen. Das ist beides im Holzbereich, für eine
Handmaschine, noch im grünen Bereich, auch der Führungssteg ist bei
der jüngeren Schiene 0.1mm breiter und o.2mm höher.
Wie definiert den der Maschinenhersteller seine Toleranzen beim Srangpressprofilersteller?
Da gibt es doch bestimmt eine Din-EU Norm für denke ich.
Liebe Grüsse, Harald

Hallo Pudeltreiber also bei uns im Strangpresswerk wird der Bolzen mit einem Durchmesser von 208 mm auf ca 480 Grad erwärmt und dann durch die Matritze gepresst. durch die Reibung und den Rezipient der ca 420 Grad hat durch den der Bolzen geschoben wird, erhöht sich die Austrittstemperatur nochmals auf fast 550 Grad. Am Pressenmaul wird das Profil durch den Puller eingespannt (damit es beim Pressen nicht in den Auslaufrollen stecken bleibt) und auf Kundenrelevante Auspresslänge gezogen. Nach kurzer Abkühlzeit werden die etwas verformten Profile (nur leicht gebogen durch das Abkühlen von Ventilatoren auf der Auslaufbahn) zwischen 2 Reckbänke gespannt und auf Ihr letztendliches Maß gezogen (immer Profilspezifisch, d.h. das eine Profil stärker und das eine weniger stark). Danach werden die Profile auf Kundenlänge gesägt, und in Körbe gelagert, anschließend werden sie je nach Legierung bei ca 210 grad etwa 4-6 Stunden gehärtet. Dort findet eine Gefügeveränderung statt, erst nach dem Anlassen und einer Abkühlzeit sind die Profile hart, d.h. bis zum Arbeitsgang Vergüten könnte man einen 100mm starken Maschinenfuß relativ problemlos in einem 360 Grad bogen biegen. Trotz der Vergütung bleibt das Profil Maskonform. mfG Sanchez

Guten Tag Sanchez
herzlichen Dank für die Schilderung des Verfahrens, für mich sehr
interessant. Sag mal, wie genau sind die Profilabwicklungen von den
Teilstücken untereinander, wird das in der Produktion geprüft? Werden
von den Chargen Stichproben genommen? Denke mir, daß bei Fenster.
und Fassadenprofilen doch auch lange Produktionszyklen sicher einge-
halten werden müssen.

Liebe Grüsse, Harald

Hallo Harald,
schon beim Pressen und (d.h. wenn der Puller das profil raus zieht) werden immer wieder Muster rausgesägt mit einer Länge von 400mm die dann vom Pressenführer genauestens auf die wichtigsten Maße geprüft werden hierzu bekommt er per Computerprogramm die genaue CAD zeichnung. Abschließend wird vom gruppenführer der Verpackungsabteilung vor dem Verpacken immer wieder herausgeschnittene Muster in eine spezielle Maschine eingelegt und genau nachgeprüft ob alle Maße passen (die Muster erhält er vom Säger) . Natürlich werden alle Profile genauestens dokumentiert.

mfG Steffen

P.S. sorry was du mit langen Produktionszyklen meinst habe ich leider nicht ganz verstanden, erkläre mir doch bitte nochmal was du da genau wissen willst. Ich kann dir halt erklären wie der "thermical break" bei Fenster und Fassadenprofilen funktioniert.

Guten Abend Sanchez
das hilft mir schon mal gut weiter. Die Produktionszyklen sind wohl
etwas unverständlich von mir ausgedrückt. Meinte einfach nur wie der
Toleranzbereich bei zeitlich weiter auseinanderliegenden Fertigungen
sichergestellt wird. Meine damit durchaus Zeiträume von bis zu 10 Jahren
in denen ein Profil benötigt werden kann. Wird da ein Muster aufgehoben,
Messblatt als Grundgrösse verwendet o.ä.?
Um es mal etwas fester zu umreissen geht es um Masstoleranzen im
Bereich von 0.15 mm eines Strangpressprofiles, das von dem Markt-
führer im Handmaschinenbereich der Holzbearbeitung anscheinend als
tolerierbar angesehen wird, so nach Aussage des Verkäufers. Es geht
nicht um die notwendige Sägepräzision, die ist im Holzbereich auf der
Baustelle eher weit darunter, aber der Sägeschlitten kann so nicht ohne
Widerstand auf der Führung gehandhabt werden. Daher meine etwas
hartnäckige Nachfrage nach reproduzierbarer Toleranz im Bereich der
Fertigung von Strangpressprofilen ohne spanende Nachbearbeitung.
Hoffe ich nerve dich nicht mit meinen Fragen, ganz nette Grüsse, Harald

Hallo Harald
Meines Wissens müssen alle Prüfprotokolle 10 Jahre aufbewahrt werden, um mögliche Fehlerursachen (Haftung) von unserer Seite aus auszuschließen. Mit Profilen die für Elektrohandwerkzeuge (du meinst wahrscheinlich spezifisch die Führungsschiene für FESTO- Handkreissägen) kenne ich mich leider nicht aus, was ich aber sagen kann, das wir auf jeden Fall bei jedem Profil unsere Toleranzen einhalten ich habe soeben ein Profil mit der dazugehörigen Zeichnung von der Werkstatt geholt, und mit dem Messchieber nachgemessen.
Das Profil ist ein rundes Rohr und hat einen Außendurchmesser von 20mm, die Toleranzangabe ist 20+0/-0.3mm, Istmaß ist 19.70mm. Die Wandstärke des Profils ist angegeben mit 1+/-0.15mm, Istmaß ist 0.9mm. Die Maße entstehen daher weil alle Strangpresswerke immer an die untere Grenze wegen Materialeinsparungen gehen. Vielleicht ist das bei deiner Führungsschiene auch so, du musst das so sehen die pressen ja nicht nur 50m von der Schiene sondern ein paar Kilometer, und in der heutigen Zeit schaut jeder wo er sparen kann, also könnte ich mir vorstellen das auch das Presswerk, das die Profile für Festo presst an die untere Toleranzgrenze geht um einfach Material zu sparen. Die Primäraluherstellung ist vom Energieaufwand her sau teuer. Blöd ist halt nur das wie ich das in deinem Fall verstehe, das jetzt praktisch die 10 Jahre alte Säge nicht mehr auf die neue Schiene passt oder?
mfG Steffen

Guten Abend Sanchez
das hast du mir in grosser Geduld, sehr anschaulich näher gebracht.
Herzlichen Dank dafür.

Ich habe mit meinen 30 Jahren! alten Holzher-Sägen das Problem nicht,
eher bei weitaus jüngeren Modellreihen des von dir genannten Herstellers
scheint es ärgerliche Toleranzen zu geben. Da die Schienen koppelbar
gestaltet sind, muss der Besitzer sich neue kaufen, oder nacharbeiten.
So eine zerschredderte, korrosierte Eloxalschicht wird auf der Baustelle
auch nicht gerade beste Werbung für ein deutsches Premiumprodukt, zu-
mindest was den Preis betrifft, werden. Aber massive Werbung ist nun
einmal ein grosses Geschütz. Noch einmal vielen Dank.
Liebe Grüsse aus Köln, Harald