naja, ganz so schlimm, daß man direkt ein Maschinenbaustudium absolvieren müßte, um die grundlegende Problemstellung bei Eigenspannungen zu verstehen, ist es doch nicht. In den "Fräsen für Modellbauer"-Büchern braucht Frank Arbeiter dafür weniger als zwei Seiten, wenn ich mich richtig erinnere. Für Hobbygenauigkeit ist es meist ausreichend, zu wissen, daß es sie gibt. Wenn höhere Genauigkeit gefordert ist, muß die Bearbeitungsstrategie angepaßt werden.
Für uns reicht folgendes:
- Material hat Eigenspannungen, d.h. innere Kräfte, die Teile des Material innerlich zusammen- oder auseinanderdrücken. Für jeden Teil, der etwas zusammenzieht, gibt es einen anderen Teil, der auseinanderdrückt. Sonst würde sich das Material ja bewegen.
- Nehmen wir Material weg, nehmen wir einen Teil davon weg. Ob der Teil, den wir wegnehmen, das Material zusammenzieht oder auseinanderdrückt läßt sich ohne Erfahrung schwer vorhersagen (hier kommt dann doch dem Maschinenbaustudium nah...). Meist ist innen Druck, außen Zug.
- Der Teil der übrig bleibt, wird entlastet, und bewegt sich in die Richtung, an der er vorher vom weggenommenen Teil gehindert wurde, wie eine gespannte Feder, wenn das spannende Element entfernt wird.
- Erhitzen wir Material, nehmen wir auch einen Teil der Eigenspannungen weg oder erzeugen neue. Das Bauteil verzieht sich (oder wenn man das gezielt macht, nennt man es "Flammenrichten").
- Für das Hobby bedeutet einfach: Rechne damit, daß sich Material immer ein bischen verformen kann. Ob es den Schnitt öffnet oder schließt, läßt sich schwer vorhersagen. Rechne mit dem ungünstigeren.
- Bei Holz begegnet man diesem Problem normal durch aufkeilen, bei Metall eher durch geschränkte oder gewellte Sägeblätter, die sich selbst frei schneiden können.
Viele Grüße
Nicolas