walter
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Problem beim Alu Drehteil schlitzen
Servus Allemiteinand
Die Materialspezialisten sind wieder mal gefragt. !
Ihr könnt euch sicher erinnern, wie meine Fräse partout nicht mehr wollte, weil beim Schlitzen von einem Alu Drehteil das Kreissägeblatt im Material blockiert hat und dadurch der Thermosensor durchgebrannt ist.
Ich zeige euch ein paar Bilder so dass ihr euch etwas darunter verstellen könnt. Im Prinzip soll es ein Rohrverbinder werden, oder auch Klemmfaust genannt.
Es ist ein einfaches Drehteil mit Gewindebohrungen zum Klemmen, wo dann zum Schluss das Teil auf einer Seite geschlitzt wird.
Hier beim Schlitzvorgang, welches ich aber nachgestellt habe. Beim Schlitzen wo dann das Kreissägeblatt blockiert hat war auch das Blatt mit mehr Zähnen, nämlich mit 36 ausgestattet. Möglicherweise war das auch einer der Gründe warum das Kreissägeblatt blockiert hat, inzwischen habe ich ein Blatt mit 24 Zähnen nachgekauft.
Hier also das Blatt mit 24 Zähnen.
Jetzt zum eigentlichen Problem:
Was ich gemacht habe war, ein Drehteil zu fertigen wo auf einer Seite ein Loch für das Rohr mit 50 mm gefertigt wurde und auf der anderen Seite ein Loch mit 45 mm gefertigt wurde.
Beide Löcher mit Übermaß von 2 Zehntel so daß die Rohre schön durchschlupfen.
Allerdings musste ich feststellen dass nach dem Schlitzen die Rohrmaße enger wurden. Ich musste jetzt nochmal nacharbeiten.
Ist das normal immer so oder auch abhängig von Material ?
Auch habe ich gemerkt dass beim Schlitzen kurz bevor ich durch war, auch das Kreissägeblatt sich schwerer tat, bevor es vollends blockierte.
Kann es sein dass das Material beim Schlitzen zusammengebrochen (2-3 Zehntel ) ist ?? Wenn ja gibt es eine Möglichkeit das zu umgehen (Anderes Drehmaterial)
Was mir noch eingefallen ist, bevor ich die Rohrwand durchgeschlitzt habe, das Kreissägeblatt leicht versetzt nochmal starten. So bekomme ich einen breiteren Schlitz und es klemmt nicht so leicht.
So schaut übrigens das fertige Teil aus.
Danke schon mal für eure Mitarbeit.
L.G.
Walter
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19.09.2019, 16:22 |
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sswjs
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RE: Problem beim Alu Drehteil schlitzen
Moin,
(19.09.2019, 16:22)walter schrieb: Kann es sein dass das Material beim Schlitzen zusammengebrochen (2-3 Zehntel ) ist ?? Es kann nicht nur sein, es ist!
(19.09.2019, 16:22)walter schrieb: Wenn ja gibt es eine Möglichkeit das zu umgehen (Anderes Drehmaterial) Ja, gibt es, nur das willst du nicht bezahlen.
Ich hab ähnliche Probleme bei meinen Vakuumtischen. Bei den PVC-, sowie bei den MDF-Platten.
Um dir aber genau zu erklären, was und wie passiert, braucht man das Rohteil und muss wissen, wie es hergestellt wurde.
Oder du studierst mal kurz Maschinenbau. Es gibt da richtig geile Vorlesungen im Netz.
Hab ich auch so gemacht.
sswjs, aka Jens
PS: die Tischler können das auch erklären, die haben beim Furnieren das selbe Problem. Sie lösen es mit einem Gegenfurnier...
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19.09.2019, 19:43 |
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walter
Filmadaptionen
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RE: Problem beim Alu Drehteil schlitzen
Servus Allemiteinand
Vielen Dank für eure Kommentare, obwohl leider keiner dabei war der mir besonders gut gefiel. Auf beiden Bohrungen einen Deckel zu machen klingt zwar gut, hat das Problem, dass nach dem Schlitzen aus der leichten Presspassung eine schwere Presspassung wird, weil das Material ja jetzt auf die Deckel drückt.
Kann man mit einem Ausdrückwerkzeug lösen, ist aber kontraproduktiv weil ich schon vor der Fertigstellung auch noch sehr genau arbeiten muß ( leichte Presspassung).
Ich denke das einfachste wird es sein, das Schlitzen ganz am Anfang zu machen und dann zu drehen.
Hat den großen Vorteil und das war meine größte Angst, daß die Maschine wieder blockiert und ich wieder 2 Tage auf Fehlersuche bin.
Des weiteren entfällt die Nacharbeit, das einzige was sein kann , daß der Schlitz jetzt um ein paar zehntel dünner wird, gut dann kann ich ja nachsägen.
Aber die große Angst hier nochmals einen Schaden zu haben entfällt.
Solltet ihr einen großen Nachteil beim Schlitzen als ersten Arbeitsgang sehen, dann bitte her damit, weil ich auch nicht alles durchdenken kann.
sswjs schrieb:Ja, gibt es, nur das willst du nicht bezahlen.
Jetzt rein interessehalber, was wäre das für eine Materiallösung ?
Vielen Dank an alle die sich hier beteiligt haben !
L.G.
Walter
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20.09.2019, 08:44 |
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FeldbahnFan
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RE: Problem beim Alu Drehteil schlitzen
Hallo Walter,
bin zwar eigentlich mehr auf der elektronischen Seite, brauche aber auch ziemlich viele Teile, bei denen mit einem Sägeblatt geschlitzt wird. Für diesen Zweck habe ich mir eine Idee bei den Sägewerkern geklaut. Die setzen in die Schnittfuge einen Keil rein und verhindern so, dass das Sägeblatt in der Schnittfuge geklemmt wird.
Ich hab mir einen Alu-Keil mit einem kleinen Winkel (ungefähr 5 Grad) gebastelt, den ich mit - sehr sanfter - Gewalt in die Schnittfuge drücke, wenn die Maschine anfängt leicht "gequält" zu klingen. Ist der Schlitz sehr lang, rutsche ich den Keil dem Sägeblatt nach. Hat bis jetzt recht gut funktioniert.
Viele Grüße
Peter
Georg Schramm: Nüchtern betrachtet ist besoffen besser
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20.09.2019, 09:03 |
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sswjs
Member
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RE: Problem beim Alu Drehteil schlitzen
Moin,
(20.09.2019, 08:44)walter schrieb: sswjs schrieb:Ja, gibt es, nur das willst du nicht bezahlen.
Jetzt rein interessehalber, was wäre das für eine Materiallösung ? Auch Alu, aber abgekühlt im Kühlofen, wie die Spiegel für Observatorien.
Das Problem bei jeglicher Materialherstellung mit Hilfe von Wärme ist der interne Verzug des Materials. Das erzeugt Spannungen, die nur durch eine Gegenspannung gehalten wird. Du entfernst aber mit dem Schlitzen die Gegenspannung bekommst du das von dir gezeigte Ergebnis.
Interessant ist in dem Zusammenhang die Wärmebehandlung von Stahl.
Mein wirkliches Problem ist hier aber, daß du eine Vorlesungsreihe, die ich mir in 14 Tagen (jeden Abend 2 Vorlesungen) reingezogen habe, in 2 Sätzen erklärt haben willst.
Es ist nun mal irre, wo der Verzug überall auftritt. Kleben, Schweißen, Fräsen...
Mich würde aber mal das Aussehen deines Rohteils interessieren. Eventuell kann ich dir dann sagen, wie du es besser bearbeiten kannst. Allerdings ist jetzt das Kind eh schon in den Brunnen gefallen.
Hier mal ein Beispiel von meinen Vakuumtischen, wenn man die MDF-Platte verkehrt aufklebt und planfräst:
sswjs, aka Jens
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20.09.2019, 09:46 |
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JoSt
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RE: Problem beim Alu Drehteil schlitzen
Hallo Walter,
da Dein Teil ja trotz aller Widrigkeiten quasi fertig ist, würde ich die Endbearbeitung wiefolgt gestalten:
Einen Blechstreifen oder U-Scheiben von passender Dicke in den Schlitz einlegen und mittels Klemmschrauben (Inbus) zusammenziehen.
Dann auf der Drehmaschine auf das gewünschte Fertigmaß ausdrehen.
Solltest Du nochmal in Verlegenheit kommen ein solches Teil fertigen zu müssen / wollen, würde ich vorschlagen zuerst den Schlitz zu sägen (ca. 1mm tiefer
als die spätere Wandstärke), dann die "Klemmbohrungen / Gewinde" einbringen. Klemmschrauben eindrehen (nur "handwarm" anziehen).
Innen so weit ausdrehen, bis der Schlitz erreicht ist. Teil aus der Maschine ausspannen, Schrauben lösen (damit das Teil sich entspannt).
Innendurchmesser vermessen und anschließend, wie oben beschrieben, fertigdrehen.
Grüße aus dem Ammerland
Joachim
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20.09.2019, 15:24 |
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Nicolas
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RE: Problem beim Alu Drehteil schlitzen
Hallo zusammen,
naja, ganz so schlimm, daß man direkt ein Maschinenbaustudium absolvieren müßte, um die grundlegende Problemstellung bei Eigenspannungen zu verstehen, ist es doch nicht. In den "Fräsen für Modellbauer"-Büchern braucht Frank Arbeiter dafür weniger als zwei Seiten, wenn ich mich richtig erinnere. Für Hobbygenauigkeit ist es meist ausreichend, zu wissen, daß es sie gibt. Wenn höhere Genauigkeit gefordert ist, muß die Bearbeitungsstrategie angepaßt werden.
Für uns reicht folgendes: - Material hat Eigenspannungen, d.h. innere Kräfte, die Teile des Material innerlich zusammen- oder auseinanderdrücken. Für jeden Teil, der etwas zusammenzieht, gibt es einen anderen Teil, der auseinanderdrückt. Sonst würde sich das Material ja bewegen.
- Nehmen wir Material weg, nehmen wir einen Teil davon weg. Ob der Teil, den wir wegnehmen, das Material zusammenzieht oder auseinanderdrückt läßt sich ohne Erfahrung schwer vorhersagen (hier kommt dann doch dem Maschinenbaustudium nah...). Meist ist innen Druck, außen Zug.
- Der Teil der übrig bleibt, wird entlastet, und bewegt sich in die Richtung, an der er vorher vom weggenommenen Teil gehindert wurde, wie eine gespannte Feder, wenn das spannende Element entfernt wird.
- Erhitzen wir Material, nehmen wir auch einen Teil der Eigenspannungen weg oder erzeugen neue. Das Bauteil verzieht sich (oder wenn man das gezielt macht, nennt man es "Flammenrichten").
- Für das Hobby bedeutet einfach: Rechne damit, daß sich Material immer ein bischen verformen kann. Ob es den Schnitt öffnet oder schließt, läßt sich schwer vorhersagen. Rechne mit dem ungünstigeren.
- Bei Holz begegnet man diesem Problem normal durch aufkeilen, bei Metall eher durch geschränkte oder gewellte Sägeblätter, die sich selbst frei schneiden können.
Das Bauteil auf dem Bild sieht wie ein Lampenstativ aus. Ist da so viel Genauigkeit gefragt, daß ein Wiederaufbiegen den Schlitzes nicht gereicht hat?
Viele Grüße
Nicolas
Mein Werkzeug hat hauptsächlich den Zweck, das Werkzeug für mein Werkzeug herstellen zu können.
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21.09.2019, 14:37 |
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walter
Filmadaptionen
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RE: Problem beim Alu Drehteil schlitzen
Servus Allemiteinand
Zitat:Das Bauteil auf dem Bild sieht wie ein Lampenstativ aus. Ist da so viel Genauigkeit gefragt, daß ein Wiederaufbiegen den Schlitzes nicht gereicht hat?
@nicolas
Um das geht es jetzt primär nicht, vielmehr geht es um ein prozesssicheres Arbeiten, das heißt ein Steckenbleiben des Kreissägeblattes brauch ich jetzt in nächster Zeit genauso wenig wie ein Loch im Kopf. Wenn jetzt der Thermoschalter durchgebrannt ist, frage ich mich schon welches Bauteil der Fräse beim nächsten Steckenbleiben den Dienst quittiert.
Und dieses Mal war es so daß ich das Kreissägeblatt nur mehr mit massiver Gewalt aus dem Schlitz rausschlagen musste, darum jetzt auch ein neues mit weniger Zähne (24).
Und ich habe das ja schon öfter gemacht, darum wundert mich auch plötzlich dieser Totalschaden des Werkzeuges.
Ich werde also in Zukunft die Arbeitsmethode umkehren, zuerst schlitzen und dann die Gewindebohrungen und dann Drehen sollte einigermaßen funktionieren. Es bleibt halt herauszufinden wie der Innenmeißel bei dem Schlitz reagiert, befürchte mehr als 2 mm Zustellung am Handrad ist nicht.
Zitat:Bei Holz begegnet man diesem Problem normal durch aufkeilen, bei Metall eher durch geschränkte oder gewellte Sägeblätter, die sich selbst frei schneiden können.
Danke für den Tip, leider schaut es so aus als würde es geschränkte Hartmetall bestückte Kreissägeblätter nicht geben. Habe gestern noch Google gequält, zumindest in meiner gewünschten Größe gibt es das nicht.
Ich danke allen für die rege Beteiligung und wünsche noch einen schönen Sonntag.
L.G.
Walter
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22.09.2019, 12:43 |
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